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Mutterschaft und Wertewandel – Die ersten drei Monate mit Baby

Wenn ein Kind geboren wird, wird auch eine Mutter geboren. Und mit ihr ein emotionales Universum, das niemand wirklich vorhersagen kann.


Die ersten drei Monate des Mutterseins sind ein Ausnahmezustand – körperlich, seelisch, sozial. Viele beschreiben diese Zeit als „das Wochenbett“, andere als das „vierte Trimester“. Es ist eine Phase voller Widersprüche: Überwältigende Liebe, tiefe Erschöpfung, Momente der Verschmelzung mit dem Baby, aber auch der schmerzhaften Trennung von dem Leben, das vorher war.


Was kaum jemand einem sagt – und was doch so wichtig ist: Diese Zeit ist zutiefst transformierend. Nicht nur hormonell oder organisatorisch. Sondern auf Werteebene.


Die emotionale Achterbahn – Liebe, Zweifel, Erschöpfung

Viele Mütter berichten von einer Liebe, die alles übertrifft, was sie je kannten. Diese Bindung ist tief verwurzelt in unserer Biologie – das sogenannte Bonding sorgt dafür, dass Mutter und Kind sich aufeinander einstimmen. Gleichzeitig ist da eine Erschöpfung, die keine Pause kennt. Die Verantwortung ist allumfassend. Jede Entscheidung – sei es das Stillen, Schlafen oder Tragen – wird plötzlich zur Fragestellung. Auch Väter oder zweite Elternteile geraten oft an ihre psychischen und physischen Grenzen. Die Dynamik in der Partnerschaft verändert sich, Rollen müssen neu verhandelt werden. Die Frage „Wie bleiben wir ein Paar?“ steht plötzlich im Raum.


Werte im Wandel – Wer bin ich als Mutter?

Mit dem Eintritt in die Elternschaft verändert sich das innere Wertesystem. Nicht zwingend in seiner Substanz – aber in der Gewichtung. Familie, Verantwortung, Nähe, Sicherheit, Freiheit – diese Werte ordnen sich neu. Vor allem das Selbstbild wird erschüttert. Viele Frauen fragen sich in dieser Zeit: „Bin ich eine gute Mutter?“ oder „Darf ich mich auch nach meinem alten Leben sehnen?“


Diese inneren Konflikte sind Teil eines gesunden Anpassungsprozesses. In der Wertearbeit sprechen wir davon, dass zentrale Lebensereignisse – wie eben die Geburt eines Kindes – zu einer Reevaluation des Wertesystems führen: Bestehende Werte werden geprüft, neu priorisiert oder anders gelebt. Manches bleibt, anderes verändert sich, und vieles wird plötzlich sichtbarer.


Beziehungsdynamiken im Familiensystem

Auch im weiteren Familiensystem entstehen neue Spannungen – besonders mit den eigenen Eltern. Oft projizieren wir Erwartungen, übernehmen unbewusst alte Muster oder wehren sie plötzlich ab. Die neue Mutterrolle bringt auch alte Themen an die Oberfläche – Themen, die in der psychosozialen Beratung Raum bekommen dürfen.


Fazit: Wunderschön, aber nicht romantisch

Elternschaft ist etwas Wunderschönes – aber sie ist nicht romantisch im klassischen Sinne. Sie ist roh, echt, herausfordernd. Sie stellt Fragen an das eigene Selbst, an die Partnerschaft, an die eigenen Werte. Und das ist gut so. Es bedeutet nicht, dass man gescheitert ist, wenn man sich überfordert fühlt, wenn man zweifelt oder weint. Es bedeutet nur, dass man Mensch ist – und Mutter.


Eine Sache die mir besonders am Herzen liegt: Das Kind spiegelt das seelische Erleben der Mutter wieder. Je liebevoller und nachsichtiger du als Mutter mit dir selbst bist, desto mehr Raum entsteht auch für dein Kind, sich sicher zu entwickeln. Gib dir Zeit. Deine Werte dürfen sich sortieren. Du darfst widersprüchliche Gefühle haben. Du darfst dich suchen – und dabei ganz neu finden.


Über mich

Ich bin psychosoziale Beraterin mit einem Fokus auf werteorientierte Begleitung in Übergangsphasen des Lebens. Nach einer stillen Geburt im Jahr 2023 und der Geburt meines Sohnes 2025 weiß ich aus eigener, tiefer Erfahrung, wie sehr Elternschaft das eigene Wertefundament erschüttern und gleichzeitig neu beleben kann.



Ich begleite Mütter und Väter – unabhängig von ihrer Situation – dabei, sich in ihrer neuen Rolle zu orientieren, innere Klarheit zu finden und liebevoll mit sich selbst in Verbindung zu bleiben. Ob nach Geburt, Verlust, in Partnerschaftskrisen oder bei familiären Umbrüchen: Deine Werte sind dein innerer Kompass. Ich helfe dir, ihn wieder sichtbar zu machen.

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